Wanderrudern
Die besondere Wanderfahrt Giethoorn-Holland die Zweite
Nachdem wir schon einen Teil der Region Overijssel 2016 kennengelernt hatten, wollten einige der damaligen Teilnehmer die Erkundung der wunderschönen Region mit ihren unzähligen Kanälen, Grachten und Seen 2017 fortsetzen.
Vorab, dies ist gelungen, das Wetter ließ aber nur eine gekürzte Variante gegenüberder Planung zu. Dazu aber später.
Dieses Jahr waren die mietbaren Ruderboote (Gig Zweier mit Steuermann) in der Region schon an andere Interessenten vergeben. Also, Boote mitnehmen. Über Pfingsten sind natürlich auch Wettkämpfe, bei denen unser Vereinsbus logischerweise dringender benötigt wurde.
Einen Kleinbus für diesen Zeitraum mit Hängerkupplung zu finden, war auch nicht ganz einfach. Wir sind in Bad Schandau fündig geworden, ein Bus in Hoch- und Langversion. Für weite Reisen mit viel Gepäck sehr zu empfehlen.
02. Juni 2017
Der frühe Vogel findet eine leere Stadtdurchfahrt in Dresden zum Einsammeln der Teilnehmer vor, hat sogar besser funktioniert als geplant. Der Zustieg des Fahrtenleiters Uwe Lätsch als letzer Teilnehmer war für 05:20 Uhr geplant. Tatsächlich waren wir schon 04:45 Uhr bei ihm. Unser Anruf ca. 10 Minuten vor unserer Ankunft, war auch gleichzeitig der Weckruf für die Familie Lätsch.
Die Oskar-Mai-Straße war dann mit unserem „Long Vehicle“ ca. 20 Minuten dicht. Offensichtlich handelt es sich um ein wohlhabendes Viertel, keiner wollte um diese Zeit zur Arbeit.
Gleich zu Beginn gab es eine Prüfung für den Fahrer, über Nebenstraßen zur Bäckerei Wolfermann auf die Alte Meißner Landstraße, die bestellten Brötchen abzuholen.
Endlich konnte mit der tatsächlichen Reise begonnen werden. Auch hier hatten wir wieder Glück, alle Autobahnen waren ohne Stau befahrbar. Meine Empfehlung für Fahrten nach Holland: ab Leipzig die A 38 nutzen, hier hält sich die Verkehrsdichte noch in Grenzen.
Gegen 14:30 Ankunft im Waterresort Bodelaeke Giethoorn.
Der Bungalow mit Terrasse war sehr komfortabel eingerichtet und größer und schöner als im vergangen Jahr in Belterwiede.
Bei der Bestandsaufnahme der Kücheneinrichtung durch unsere Damen trat plötzlich Stille ein? Es gab nur eine Kaffeemaschine, welche mit Pads betrieben werden konnte. Dabei waren in unserem Reiseproviant 2 kg gemahlener Kaffee.
Sofort los nach Giethoorn und eine Kaffeemaschine gesucht, gefunden in einem Laden für Bootsausrüstung. Der Urlaub war gerettet.
Boote abladen und an einer geeigneten Stelle, leider nicht vor unserer Terrasse, zu Wasser bringen. Die ca. 50 m Landlinie zwischen den beiden Grachten entpuppten sich als eine Umfahrung von ca. 500 m, verfahren in andere Grachten inklusive.
Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, sonnig und warm. Die Gracht vor der Terrasse wurde auch gleich zur Abkühlung genutzt. Abends wurde gegrillt, es gab Foliekartoffeln mit Kräuterquark, Tomatensalat mit Olivenöl und jede Menge Eiweiß (Steaks und Bratwürste).
Die Planung für den Sonnabend wurde auch besprochen. Bei Windstille sollte es über die Seen gehen.
03. Juni 2017
Hier schon ein Dank an unsere Küchenfee, Kerstin Kapell! Der Frühstückstisch war, wie an den folgenden Tagen auch, auf das vorzüglichste eingedeckt.
Wir hatten leichte Anlaufschwierigkeiten mit der Mikrowelle. Die ersten erwärmten Brötchen hatten die Festigkeit von Pflastersteinen. Die Mikrowelle gab ihre Hinweise nur auf Niederländisch. Doch sie konnte auf Warmluft umgestellt werden, damit war alles bestens.
09:00 Uhr waren wir auf dem Wasser. Eine himmlische Ruhe, kein Lüftchen, kein Wellchen, also ab über den See. Beulakerwijde, Schutsloterwijde, Belterwijde, teilwiese Wasser bis zum Horizont. Es war nicht zu warm, nicht zu kalt, Kaiserwetter für Ruderer. Die Aufzählung der Grachten erspare ich mir dieses Mal.
Ferienpark Bodelaeke. Unser Quartier. Foto: Andreas Kapell
Eine Unmenge von Seerosen und verschieden Wasservögeln. Wir wurden Zeuge eines Revierkampfes von zwei Schwänen auf Leben und Tod. Der Sieger war dann aber zum Glück so erschöpft, dass der schwächere Schwan davon schwimmen konnte.
Nachmittags war dann noch Zeit, Giethoorn neben den Grachten zu Fuß zu erkunden. Wir machten Pause an einer Eisdiele mit heerlijk ijsje (ganz lecker Eis). Bei unserem Spaziergang kamen dann auch noch ca. 5 km zusammen. Abends wurde die mitgebrachte Soljankadose (5 Liter) erwärmt, mit Resten vom Grillfleisch und Kartoffeln des vergangenen Tages verfeinert und verspeist.
04. Juni 2017
Heute ging es kreuz und quer. Der Wind hatte aufgefrischt und verhinderte die geplant Überquerung des Giethoornsche Meeres. Also ging es die Thijssengracht wieder zurück bis zu dem kleineren See Bovenwijde. Die Rückfahrt traten wir auf einen uns schon vom vergangen Jahr bekannten Kanal nördlich vom Bovenwijde an. Sehr schnell bemerkten wir, dass wir gegen die ausgewiesene Fahrtrichtung der von den Holländern und Touristen gemieteten Boote mit Elektromotorantrieb fuhren. Wenden unmöglich. Langsam verdunkelte sich auch der Himmel und der angekündigte Regenguss brach über uns herein. Im Regen rudern ist nicht sehr schön, geht aber, zumindest bis zur nächsten Brücke. Diese war mit Booten blockiert, welche Schutz vor dem Regen suchten, also notgedrungen abwarten.
Als der Regen vorbei war, sind alle Boote gleichzeitig losgefahren. Die Manöver zu beschreiben, die jetzt durchgeführt wurden, würde eine Extraausgabe der Ruderblätter füllen. Ein Manöver fehlte: Rücksicht. Mit den Ruderhaken konnten wir die Elektroboote teilwiese von uns fernhalten.
Unser zweites Boot hatte am Steuer dann auch einen Treffer abbekommen, konnte die Fahrt aber fortsetzen.
Abends verspeisten wir dann Spirelli mit Käse und den Resten der Soljankasoße.
05. Juni 2017
Wieder beizeiten los. Vor 09:00 Uhr Giethorrn, die schmalsten Kanäle befahren, kein Touriboot weit und breit, einfach nur schön, sonnig und ruhig. Einen sehr großen Bogen im Nationalpark östlich des Belterwijde umfahren, einige Kilometer auf der Beukersgracht. Die Mittagspause haben wir an einem kleinen Sandstrand verbracht.
Und hier entschieden wir uns, wir schauen uns nochmal Giethoorn mit der Eisdiele an. Also zurück zum Bungalow.
Eisessend an der Gracht sitzend, amüsierten wir uns über die die Fahrweise der Elektroboote, welche in Scharen an uns vorbeifuhren und ständig miteinander kollidierten. Anscheinend hat denen niemand erklärt, wie man die Fahrt aus dem Boot herausnimmt. Da in Holland auch zu den Feiertagen die Supermärkte offen sind, haben wir uns wieder mit Kartoffeln und Grillfleisch eingedeckt. Der Abend wurde wieder sehr gemütlich.
06. Juni 2017
Heute wollten wir Entspannung und Kultur. Leider hatte sich das Wetter rapid verschlechtert. Kalt und böiger Wind. Jedes Wetterradar, egal von welcher App, kündigte baldigen Regen an. Geplant war, mit einem Motorboot eine Ganztagesrunde zu drehen. Schon am Bootsverleih setzte der Regen ein, also kehrt und nur Kultur.
Dazu hatten wir uns die Kleinstadt Kampen ausgesucht. Diese hat eine wunderschöne Altstadt und bereitete sich auf ein Hanse-Fest vor, leider im Nieselregen. Als besondere Sehenswürdigkeiten gibt es ein sehr kleines und auch schiefes Haus an einer Straßenecke, sowie im Hafen Buitenhaven ein nachgebautes Fischerhaus aus dem Mittelalter mit einer nachgebauten Hansekogge zu sehen.
Auf dem Rückweg wollten wir uns das St. Janskloster und eine Windmühle anschauen. Das St. Janskloster erwies sich als ein Ort und die Windmühle haben wir nicht gefunden, obwohl man diese im flachen Land sehen sollte. Spontan entschlossen wir uns zur Weiterfahrt nach der Hafenstadt Urk, östlich am Ijsselmeer. Der Wind hatte stark zugenommen. Die Altstadt ist eine Augenweide. Am Leuchtturm von Urk hatten wir den vollen Wind von vorn, schräg laufen war angesagt.
In einem Fischladen haben wir uns für das Abendbrot mit Matjes, Räucherfisch und Bismarckheringen eingedeckt. Beim Bäcker noch frische Brötchen und Brot geholt.
Jetzt aber ab nach Hause. Auf dem Heimweg hatten wir dann die Windmühle doch noch gesehen und kurzerhand auch angefahren. Leider war diese nur bis 17:00 Uhr geöffnet und es war schon 17:30 Uhr. Passiert, jetzt aber wirklich ab nach Hause.
07. Juni 2017
Auch heute wieder keine Wetterbesserung in Sicht. Weiterhin Regen, zwar mit Unterbrechungen, aber der Wind hatte überhaupt nicht nachgelassen. Wir sind nach Lelystad zum Luchtvaart Themapark Aviodrome (Nationales Luftfahrtmuseum) gefahren.
Gruppenbild im Aviodrome. Foto: Andreas Kapell
Gleich zu Beginn gab es einen 4D-Film über die Entwicklung der niederländischen Luftfahrt. Was ist 4D? Neben den 3D-Brillen, welche die Flugzeuge so nah an die Köpfe bringen, dass man diese einzieht, spürt man den Wind und wenn der Film es zeigt, auch den Regen im Gesicht. Die mitgebrachten Regenjacken wurden wieder angezogen.
Die Gesamtausstellung ist auch für Wenig-Technikbegeisterte durch die verschiedenen Themen sehr anschauenswert. Neben einer Vielzahl von Flugzeugen und Fahrzeugen aus der jeweiligen Epoche, einem Flugsimulator, welcher die Gäste in einer Zeitreise durch die Entstehung der Erde fliegt, ist auch das erste Amsterdamer Flughafengebäude vollständig nachgebaut worden.
Und: es hat immer wieder mehr oder weniger stark geregnet.
Auf der Rückfahrt haben wir uns noch einen Versuch bei der Windmühle bei St. Janskloste genehmigt. Wir hatten das sprichwörtliche Glück, die Windmühle war geöffnet. Der ehrenamtliche Museumsführer sprach auch noch sehr gut deutsch und hat uns alles erklärt. Wir könnten jetzt aus Korn Mehl mahlen, wenn wir aufgepasst hätten.
Zu Hause angekommen, haben wir erst mal Wasser aus den Booten geschöpft. Dieses stand deutlich über den Trittbrettern auf dem Bootsboden, 30 Minuten waren schon zu tun. Zum Abendbrot gab es dann Spagetti mit Käse und selbstgemachter Tomaten-Wurst-Soße.
08. Juni 2017
Der Regen hatte deutlich nachgelassen, aber das Schilf vor unserem Haus war immer noch in der Waagerechten.
Kultur wird langsam ermüdend, hilft aber alles nichts, eh wir nur im Bungalow herumsitzen und uns langweilen, auf nach Zwolle. Der Parkplatz, welchen wir im letzten Jahr genutzt hatten, wird gerade bebaut. Auch darüber hinaus wird viel gebaut, auch die Straßen. Die Ausschilderung ist nicht ganz so eindeutig wie in Deutschland. Jedenfalls bin ich auf einer separaten Busspur gelandet und kam auch nicht gleich wieder runter.
Den Vormittag haben wir dann in Zwolle verbracht, die Stadt besichtigt, kleine Souvenirs und Käse eingekauft. Auf der Rückfahrt hatten wir in einem Supermarkt unsere rapid geschrumpften Vorräte an Lebensmitteln und Getränken wieder ergänzt.
Am zeitigen Nachmittag waren wir zurück. Die Boote wurden aus dem Wasser geholt, gründlichst gereinigt und verladen.
Zum Abend Resteessen, Bemme mit Brot, Käse mit Wurst und mit einem lachendem und einem weinenden Auge verbraucht.
Für die Statistik: 85 km gerudert, das ist zwar kein Rekord, aber es sollte ja Spaß machen und das hat es auch.
09. Juni 2017
Die Rückfahrt begann wie die Hinfahrt: vor dem Aufstehen. Hat alles hervorragend geklappt, wieder ohne Staus durchgekommen.
Die Tankanzeige hat dann aber doch noch etwas für Unruhe gesorgt. Am Abzweig Nossen Richtung Dresden zeigte diese noch 125 Restkilometer, an der Abfahrt Prohlis noch 40 Restkilometer, auf der Kesselsdorfer Str. Höhe Autohaus Pattusch noch 25 km. Die Total-Tankstelle auf der Kesselsdorfer Str. hat uns dann gerettet.
Die Teilnehmer der Fahrt: Uwe Lätsch, Birgit Schramm, Kerstin und Andreas Kapell, Uwe Friedrich und Cony Rudolph.
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